Die nackten Füße eines Babys 👣 sollten, vor allem in den ersten Jahren, so oft wie möglich GREIFbar sein. ​​​​​​​​

​​​​​​Kinderfüße bestehen anfangs noch aus Knorpel und verknöchern erst im Laufe der ersten Lebensjahre – bei Mädchen schneller als bei Jungen. Die Verknöcherung bei einem Kinderfuß beginnt am Rückfuß außen und endet am Vorfuß innen. ​​​​​​​​

Fast alle Kinder kommen mit gesunden Füßen zur Welt. Es ist leicht, sie gesund zu halten. Zum Laufen lernen in der Wohnung braucht es z.B. weder Schuhe noch Socken.

Kinderfüße wachsen schnell und am schnellsten im ersten Lebensjahr. Aber auch in den folgenden Jahren durchlaufen Kinder teilweise 3 Schuhgrößen im Jahr und die Winterschuhe passen meist nur einen Winter. Es ist deshalb sehr wichtig, die Füße regelmäßig auszumessen, um zu kleinen Schuhen vorzubeugen.

 

Fußfehler vs. Fußschäden

 

“Fußschäden werden erworben, Fußfehler werden mitgebracht.”

 

Fußfehler sind angeboren und dazu gehören z.B. der Knicksenkfuß, der Sichelfuß oder der Klumpfuß.

Diese Art von Fehlstellung machen früher oder später Schwierigkeiten und sollten deshalb auf jeden Fall angeschaut bzw. behandelt werden. Denn spätestens, wenn das Kind selbstständig gehen lernt (zwischen 12 und 18 Monaten im Durchschnitt) kann eine veränderte Auflagefläche der Füße Probleme machen.

Als Fußschäden bezeichnen wir, im Laufe des Lebens, erworbene Fehlstellungen, die aufgrund von zu kleinen Schuhen, zu frühem Hinstellen oder Krankheiten, wie z.B. Rheuma entstehen.

Fußfehlstellungen bei Kindern

Sichelfuß (Pes adductus)

Beim Sichelfuß sind der Mittel- und Vorfuß beidseitig verstärkt nach innen gebogen (Adduktion). Als häufige Ursache wird eine beengte Lage des Babys in der Schwangerschaft angenommen.

„Ziehen Sie dem Kind einfach die Schuhe verkehrt herum an, dann geht das von allein wieder weg.“

Das hat man sich als Eltern früher bei Babys/ Kleinkindern mit Sichelfuß von ärztlicher Seite aus anhören dürfen.

Bei der Mehrzahl der Kinder korrigiert sich der Fuß im Laufe des Wachstums selbst. Ich würde es aber immer abchecken lassen, sodass wenn nötig eine Therapie stattfinden kann.

 

Klumpfuß (Pes equinovarus adductus)

Der Klumpfuß ist die Fußfehlstellung, die am häufigsten bei Kindern auftritt und eigentlich immer behandlungsbedürftig ist. Die Ursache ist weitestgehend unbekannt. Er tritt häufiger bei Jungen auf als bei Mädchen.

Der Klumpfuß ist an drei Merkmalen erkennbar, die immer gemeinsam auftreten:

  • Adduktion des Vorfußes
  • supinatorische Aufdrehung des Vorfußes
  • Varusstellung der Ferse

Oft kommt noch eine Spitzfußstellung mit verkürzter Achillessehne als vierte Komponente dazu.

Meist wird der Klumpfuß operativ, mit anschließender Physiotherapie, behandelt. Das variiert aber je nach Schweregrad des Klumpfußes.

Platt- oder Schaukelfuß (Pes planus)

Der angeborene Plattfuß oder auch Schaukelfuß genannt ist sehr selten.

Merkmale:

  • konvexe Form der Fußsohle
  • mit Vorwölbung vor dem Innenknöchel
  • Sprengung der Gelenksverbindungen zwischen den großen und den kleinen Fußwurzelknochen (Chopartsche Gelenklinie)
  • Steilstellung des Sprungbeins (Talus verticalis)
  • Rückfuß in Valgusstellung

Hakenfuß (Pes calcaneus)

Der Hakenfuß wird sehr unterschiedlich beurteilt und deshalb ist meist eine Abgrenzung von physiologischen und pathologischen Erscheinungsbildern schwierig.

Als behandlungsbedürftig gilt ein Hakenfuß, wenn der Fuß bis zur Vorderkante des Unterschenkels hochgeklappt werden kann. Die Plantarflexion ist dabei meist eingeschränkt und es kann kaum die Mittelstellung erreicht werden.

 

Fußfehlstellung bei Schulkindern

Schiefzehe (Hallux valgus)

Als Hallux valgus wird die Abweichung der Großzehe im Grundgelenk bezeichnet. Es ist dabei der Winkel zwischen Fußinnenrand und 1. Mittelfußknochen vergrößert.

Bei Kindern entsteht der Hallux valgus fast ausschließlich durch nicht passende, zu kurze oder zu spitze Schuhe. Die falschen Schuhe sind meist die Ursache und werden manchmal von familiärer Disposition begünstigt (Häufung innerhalb der Familie).

 

„Fußschäden bei Kindern gehen auf NICHT passende Schuhe zurück.“

 

Tipps für den Alltag

Barfußschuhe von Anfang an

Schon in den 1940er Jahren wurden Unterschiede in der Fußform bei Europäer:innen und Barfußläufer:innen z.B. in Haiti gemacht, die eindeutig auf die europäischen Schuhe zurückzuführen sind.

Ich empfehle meinen Eltern Barfußschuhe von Anfang an. Im Barfußschuh-Guide 2.0 von Vivi findest du viele Marken von Kinderschuhen und Empfehlungen für verschiedene Fußformen.

Viel barfuß auf verschiedenen Untergründen

Immer wieder barfuß gehen und das am besten auf unterschiedlichen Untergründen. Wenn dein Kind das absolut nicht mag, dann probiere es immer wieder ohne Druck. Das ist sehr wichtig und gut für die Fußentwicklung.

Ordentliche Stoppersocken

Die meisten Antirutschsocken sind meiner Meinung nach nicht ausreichend, sie verrutschen leicht und dann krallt das Kind wieder die Zehen ein, um nicht hinzufallen.

Ich empfehle Socken mit Gummi oder Kautschuk auf der gesamten Sohle und nicht nur ein paar Pünktchen. 

 

Wie ist es mit Einlagen?

Leider immer noch zu häufig als einzige Maßnahme von Orthopäd:innen verschrieben, würde ich Einlagen in den ersten Jahren mit Vorsicht behandeln, da sie das physiologische Wachstum der Füße eher behindern und ohne aktives Training eigentlich wertlos sind.

Überall, wo gestützt wird, passiert keine Aktivierung.

 

Wenn du dir eine therapeutische Meinung wünschst, dann buche gern unsere 1:1 Elternberatung.

Liebe Grüße an die Füße

Verena (Kinderphysiotherapeutin, Team Vivi)

 

Quellen:

Buch: Kinderfuß und Kinderschuh von Erne Maier